„Schule der Zukunft – Zukunft der Schule: Wie wir die Bildung revolutionieren können“
Die Aula der Herderschule Lüneburg verwandelte sich am Donnerstag, dem 16. Januar 2025, in ein Zentrum der Bildungsdebatte: Über die „Schule der Zukunft – Zukunft der Schule“ diskutierten Bestsellerautorin Verena Friederike Hasel, Stefan Ruppaner, ehemaliger Schulleiter der preisgekrönten Alemannenschule (Deutscher Schulpreis 2019), Dr. Christoph Rabbow, Vorsitzender des Philologenverbands Niedersachsen, sowie die Oberstufenschülerinnen Luise Kiesewetter und Nelly Friedrich. Moderiert wurde der Abend von dem Bildungsjournalisten Armin Himmelrath (Der Spiegel, Deutschlandfunk). Vor rund 250 interessierten Zuhörern tauschten sich die Podiumsgäste darüber aus, wie sich das Schulsystem verändern müsse, um das individuelle Potenzial junger Menschen zu fördern, sie gut auf die Welt von morgen vorzubereiten und gleichzeitig Lust am Lernen zu wecken.
Wünsche, Forderungen und Anregungen für Veränderung
Im Zentrum der Diskussion stand der Wunsch nach einer Schule, die weniger Druck und mehr Selbstwirksamkeit vermittelt.
Stefan Ruppaner betonte: „Kinder müssen merken: Auf mich kommt’s an! Ich kann die Welt verändern!“ Sein Plädoyer für mehr Verantwortung bei Schülerinnen und Schülern unterstrich er damit, Lehrkräfte als Lernbegleiter und Schüler als Lernpartner zu benennen. Das Lernen müsse wieder im Zentrum stehen und jeder solle seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend Schwerpunkte setzen können. Wichtig sei aber auch: Es muss Zeit für das Schöne und das Miteinander bleiben.
Verena Friederike Hasel, die in ihrem Buch „Der tanzende Direktor“ und dem Bestseller “Das krisenfeste Kind” Einblicke in innovative Schulkonzepte weltweit gibt, sprach sich dafür aus, den Fokus mehr auf eine starke Schulgemeinschaft und weniger auf Klassen zu legen. Schule müsse vor allen Dingen ein gemeinsamer Lebensraum sein, in dem jeder auch immer wieder neue Rollen in unterschiedlichen Gruppen ausprobieren könne.
Dr. Christoph Rabbow, der als Vorsitzender des Philologenverbands Niedersachsen die Interessen des klassischen Gymnasiums vertritt, zeigte sich offen für Veränderungen: „Wir brauchen Lernräume, in denen sich Schülerinnen und Schüler wohlfühlen, und entrümpelte Curricula, die Freude am Lernen fördern.“
Die Schülerinnen Luise Kiesewetter und Nelly Friedrich brachten ihre Erfahrungen mit dem derzeitigen Schulsystem ein. Luise Kiesewetter bedauerte, dass das System wenig Raum für individuelle Charaktere lassen würde. Sie wertschätze jedoch, dass man in Klassen raus aus der eigenen Bubble kommt und mit Menschen diskutieren lernt, die anderer Meinung seien als man selbst.
Nelly Friedrich wünschte sich, dass Schule ein Ort ist, den man mitgestalten kann – mehr Selbstwirksamkeit erleben! „Es ist schade, dass Schule oft nicht guttut und man das Gefühl hat, allein wenig verändern zu können“, bedauerte sie und betonte, Schule solle nicht mehr Ängste produzieren, sondern Mental Health, kritisches Denken und Umgang mit Fake News vermitteln.
Luise Kiesewetter zog als Fazit: “Es gibt viele Wege. Ich hoffe es ändert sich was in Schule.”
Am Ende schlug Moderator Armin Himmelrath Schulleiter Thorsten Schnell vor, sich die Alemannenschule Wutöschingen mit Kolleg:innen vor Ort anzusehen, was zu großem Applaus führte. Nach seinen Eindrücken von der Podiumsdiskussion gefragt, erklärte Schnell: „Zeit zum Lernen und sich auszutauschen, ist ein kritischer Faktor. Und: Wir müssen die Relevanz des Lernens klarmachen: Warum lerne ich das und was bringt es mir? “.
Im anschließenden World Café nutzten zahlreiche Besucherinnen und Besucher, darunter viele Eltern, Pädagogen und Schüler, die Gelegenheit, in der Eingangshalle der Herderschule mit den Podiumsgästen und dem Moderator sowie untereinander ins Gespräch zu kommen.
Stefan Ruppaner wurde regelrecht umlagert. Er zeigte Fotos des Dritten Pädagogen, dem Schulgebäude der Alemannenschule Wutöschingen, und erläuterte die zwei Flügel der Schmetterlingspädagogik: Selbstbestimmtes Lernen und Lernen durch Erleben. Wie dieser Ansatz im Schulalltag umgesetzt werden kann mit Lernräumen und individuellen Arbeitsplätzen statt Klassenzimmern, Lernen im eigenen Tempo, Gelingensnachweise zu selbstgewählten Zeitpunkten statt terminierter Klassenarbeiten – das wollten viele wissen, ist es doch weit weg vom herkömmlichen Schulalltag.
„Was können wir gleich morgen umsetzen?“, war eine Frage, die zu hören war. Und auch die Wünschewand war am Ende voller bunter Zettel mit Wünschen für eine Schule der Zukunft.
Fazit
Der Abend an der Herderschule hat gezeigt, dass Veränderung damit beginnt, sich inspirieren zu lassen und auszutauschen. Dass es Mut braucht zu neuen Ansätzen und dass Veränderung bei der Haltung aller Beteiligten beginnt.
Die Vision einer modernen Schulentwicklung hat an diesem Abend Impulse und Motivation bekommen.
(Dr. Selma Polath-Menke)